Far From Home – International Insights
Schon lange faszinieren mich die Gesichter unserer Studierenden. Manchmal ist es ein eigenwilliger Blick, ein selbstbewusster Gang, ein originelles Outfit, die souveräne Inbesitznahme unserer Hochschule durch junge Leute und vor allem durch PoC. Wenn eine muslimische Studentin mit einem Hidschab an der Tafel etwas vorrechnet oder wenn ein jesidischer Student mit unseren Kameras für seinen Abschlussfilm nach Hause fährt, wenn ein afrikanischer Student in einem farbprächtigen Dashiki zu seinem Kolloquium erscheint, dann bereichert das uns. Ich wünschte, ich könnte das Alles im Bild festhalten. Doch wie flüchtig ist der Augenblick. Jetzt, in Corona-Zeiten ist alles anders. Ein Vierteljahr war die Hochschule für mich und meine Studierenden ganz und gar geschlossen, danach öffnete sie sich langsam wieder. Im Wintersemester 2021/22 war es dann so weit, ich konnte ein Fotoprojekt in meinem Fachbereich Medienproduktion ankündigen – mit der Hoffnung, es auch zu realisieren.
Ziel des Projektes, genauer gesagt eines Medienprojektes, das im Fachbereich Medienproduktion obligatorisch ab dem 4. Semester ist, war es, ausländische Studierende unserer Hochschule porträtieren. Wir hatten zwar 776 internationale Studierende im WS 2021/22 an unserer Hochschule, doch sie waren kaum präsent. Die meisten von ihnen studieren im Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik, doch dort lief das Studium vorwiegend online ab. Die Herkunftsländer unserer Studierenden verteilen sich über den gesamten Globus, ordnen sich jedoch meist Entwicklungs- und Schwellenländern zu: 256 Studierende kommen aus Syrien, 68 aus Kamerun, 46 aus Indien, weitere aus Marokko, Iran, Türkei, Ägypten… Manche bleiben nur kurz, nur für ein Semester; doch jede*r Dritte von ihnen strebt einen Master-Abschluss an. Am internationalsten ist der Studiengang Integrated Design. Mit Hilfe des International Office fragten wir Studierende an und erhielten erfreulich viele Zusagen.


Doch wie fotografiert man ausländische Studierende, um möglichst viel von ihnen zu zeigen: Ihr Antlitz, ihre Kultur, ihr Studienfach, ihr Zuhause in der Fremde, Freunde und und und. Ist es möglich, das alles in ein Foto zu packen? Welche fotografischen Mittel wollen wir benutzen? Das Konzept war von vornherein offen, ich habe nichts festgelegt. Wir diskutierten die großen Meister und fotografische Ikonen wie August Sanders Menschen des 20. Jahrhunderts, Ramune Pigagaites Menschen meiner Stadt und Annie Leibovitz‘ American Express Kampagne. Meine Studierenden fanden sofort kritische Punkte in deren Fotos und teilten leider nicht meine Faszination.


So entwickelten wir ein eigenes Konzept. In meiner kleinen studentischen Wohnung probierten wir an einem regnerischen Tag, unsere Projektleiterin Loreen Wüllner als typisch deutsche Studentin der Medienproduktion in Coronazeiten zu fotografieren. Dabei merkten wir, dass wir für unsere Bildaussagen mehrere Fotos brauchten. Außerdem legten wir fotografische Parameter fest. Das ist ein heikler Punkt, kein Fotograf möchte sich etwas vorschreiben lassen. Das ging nicht ohne Probleme.


Schließlich haben wir 9 Studierende zu den Themen Studium, Hobby und Porträt fotografiert. Mein Team bestand (am Ende des Projektes) aus der Projektleitung (Loreen Wüllner), den Fotografen Dean Sabrotzky und Jakob Wagner sowie Christin Lange für Maske und Assistenz. Die Fotografierten erzählten uns ihre Geschichten von Ankunft und vom Alltag, wir staunten über ihre Lebensläufe und ihren Mut, allein nach Deutschland zu kommen – Far From Home.
Fotos


















Team
Projektleitung: Loreen Wüllner
Fotografie: Dean Sabrotzky, Jakob Wagner
Maske, Behind the Scenes: Christin Lange
Betreuung, Ausstellungsfotos und Text: Marietta Ehret
Ausstellung
Fotoausstellung vom 07.02. – 21.03.2022
Foyer der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur auf dem Campus Emilie
Emilienstraße 45, 32756 Detmold



Behind the Scenes
Jakob Wagner fotografierte mit einer SONY ILCE 6000, 30 mm, Dean Sabrotzky mit SONY ILCE 7M2, 40 mm und offener Blende. Die Szenen wurden zusätzlich beleuchtet.






Hallo das Team,
das ist ein wirklich tolles Projekt, fotografisch, international, attraktiv.
Herzlichen Glückwunsch